Versager &
Leerlaufdüse

Aufgrund der Vielzahl von Vergaseralternativen, will ich Euch auf den Folgeseiten nach und nach einige Optionen zum Original vorstellen. Das "Durcheinander" der nicht aufsteigenden, sondern absteigenden Typenreihenfolge bei den BVF-Vergasern ist der Tatsache geschuldet, dass ich auch nicht auf Anhieb die eierlegende Wollmilchsau gefunden, sondern durch Probieren, Überlegen, nochmal Probieren, wieder Verwerfen, usw. zur für meine Begriffe passendsten Lösung gefunden hatte. Deshalb habe ich diese chronologische Reihenfolge, basierend auf den gewonnenen Erkenntnnisse und Schlüssen gewählt und ist damit (hoffentlich) auch für den Leser nachvollziehbar. Wir sind ja alle nicht als Meister vom Himmel gefallen, auch wenn einige so tun als ob. Die Auflistung ist weder abschließend, noch vollständig, noch allumfassend, sondern stellt (m)eine Auswahl der Möglichkeiten dar. Wer andere Vergaser aufgenommen haben möchte um sein Wissen und Erfahrungen zu teilen, kann sich gern direkt an mich mit entsprechenden Bildern und Erfahrungen wenden.

Ich erwähnte im Zusammenhang mit den großen 16"-Rädern bereits, dass zum Fräsen und Pflügen den Originalvergaser am Flansch verdreht werden muss, um überhaupt mit dem ET arbeiten zu können. Wegen der großen Räder ist der Anstellwinkel deutlich steiler als beim Original und das merkt man zuerst beim Originalvergaser. Entweder stirt der Motor wegen Überfettung fast ab oder dreht erstmal wegen Kraftstoffmangel und Abmagerung vom Gemisch ins Nirvana. Das kann jeder selbst ausprobieren, sogar mit 8"-Originalbereifung. Letztendlich hatten es die Ingeneure bei Barkas versäumt, ihrem Motor entsprechend seiner Anwendungen einen lageunabhängigen Vergaser zu verpassen. Das war auch kein Problem des ET081, bspw. die DUZ20 aus dem Hause "Schädlingbekämpfungsgeräte Halle/Saale" oder jede "Eiserne Kuh" aus der betriebseigenen Schlosserei hatten ganz genau das selbe Problem. Das muss ein Stationärmotorvergaser auch nicht können. Wie der Begriff bereits impliziert, ändert ein Stationärmotor seinen Lagezustand üblicherweise nicht, ganz abgesehen mal davon, dass solch ein Motor üblicherweise feste Drehzahlen für Notstromer, Pumpen, Riemenantriebe, etc. liefern soll. Es war auch nicht so, dass Barkas, bzw. die Berliner Vergaser & Filterwerke dort nichts passendes gehabt hätten. Der EL350 bspw., war mit einem "Geländevergaser" ausgestattet und u.a. der Einachstraktor ES19 damit ausgerüstet. Derartige Überlegungen waren also nicht unbekannt, nur fiel die Motorenbaureihe des EL350, wie auch einige weitere dieser Familie, bei Barkas ersatzlos weg. Übrig blieben letztlich die EL65, -100, -150, -308 und ZW1103, aber dazu gibt es bei den jeweiligen Motoren mehr Info's. Weshalb passende Vergaser aus dem Hause BVF nicht eingebaut wurden, läßt sich für mich nicht nachvollziehen. Spätestens mit Einfühung der MZ ES 125/150 im Jahre 1962 stand ein solcher Vergaser zur Verfügung.

Auf den folgenden Seiten findet Ihr die von mir und z.T. von Lesern (also von Euch) getesteten Vergasern, los gehts mit dem
=> Serienvergaser...

Leerlaufdüse

Offenbar haben einige von Euch ein ernsthaftes Problem mit dieser kleinen Düse, wenn es um die Einstellung des Vergasers geht. Das liegt vielleicht am irreführenden Begriff Standgas- bzw. Leerlaufdüse an sich. Warum? Aus der Standgas- oder richtigerweise Leerlaufdüse wird während des gesamten Drehzahlbandes die Kraftstoffmenge angesaugt, die im Idealfall für den Motorlauf bei Leerlauf notwendig ist. Sie versorgt also den Motor, egal bei welcher Drehzahl, immer mit der Menge Gemisch, die durch sie hindurch angesaugt wird und nicht nur während des Leerlaufes. Sehr eindrucksvoll wurde das durch Herrn Schäffer von Lang Tuning im Prüfstandsvideo dokumentiert.

Im Fazit, fehlt die Düse komplett, magert der S51-Motor im Video ab und verliert deutlich an Leistung. Das ist natürlich bei jedem anderen Motor auch so. Nun kam ich aber beim EL308 zur unübersehbaren Erkenntnis, dass die Motoren unterhalb der Nenndrehzahl deutlich (!!!) zu fett laufen. Sowohl mit dem Originalvergaser, als auch mit dem ersten getesteten 24N2. Selbst bei einer Bedüsung von 35/83, was einen Gesamtdüsenwert von 118 ergibt, war das 4-Takteln als Indikator für zu fettes Gemisch im Teillastbereich immer noch reproduzierbar. Dem Kerzenbild nach zu urteilen, verblasste das gesunde Rehbraun, was bei dieser Gesamtbedüsung bereits auf ein knapp zu mageres Gemsich bei Nenndrehzahl schließen ließ.

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Also alles zurück auf Null und nochmal über die Auswirkungen nachgedacht und damit reifte die Erkenntnis, dass ich nur die Standgasdüse verkleinern kann, um dem Motor das zu fette Gemisch unterhalb der Nenndrehzahl zu nehmen. Im Hinterkopf war dabei aber immer die Kurbelwellen-Pleullager-Problematik im Zusammenhang mit der Hitzeentwicklung und letztlich die ausreichende Schmierung UND Kühlung der Lagerstellen durch ausreichend Gemisch. Also begab ich mich Im Frühsommer '22 auf die Suche nach kleineren Standgasdüsen und wurde nach gefühlter Durchforstung von hunderten Shops tatsächlich bei JWSports mit einem 31/28/25iger Düsenset auch fündig. Rechts im Bild zwei dieser Düsen im Vergleich zur kürzeren 35iger Originaldüse. Im direkten Ergebnis war die Bedüsung 31/83 (114) schon deutlich zu mager, dem Motor fehlte Leistung und die Kerze war auf der Referenzstrecke bei zumeist Nenndrehzahl tatsächlich fast aschgrau. Logischerweise muss die Gemischmenge "obenrum" wieder angepasst werden, d..h. es musste wieder eine größere Hauptdüse verbaut werden.

Um wieder am oberen Ende der vom Werk vorgegebenen Gesamtbedüsung (130) zu beginnen, wechselte ich beim 24N2 auf die Düsenpaarung 25/105 und hatte damit wohl eine für diesen Vergaser brauchbare Bedüsung gefunden. Das Kerzenbild passte, die Regulierbarkeit des Motors (im Vergleich zum K220) passte und so bleib das auch eine ganze Weile, bis mich der zähe Drehzahlzuwachs mit Anhänger, vor allem mit Beladung aus dem mittleren Drehzahlbereich störte, weshalb ich anfing, mir nochmal tiefgreifendere Gedanken um die Vergaserproblematik machte und Ausschau nach kleineren Vergasern (22N2, 21N1, usw.) hielt. Das ich bisher letztlich beim 21N1 mit dessen eher zufälliger Bedüsung 25/100 hängen blieb, ist nur der Tatsache geschuldet, dass ich zu dem Zeitpunkt gerade keine 105er Hauptdüse hatte, bzw. diese erst aus einem der 24iger hätte ausbauen müssen. 25/100 liegt genau mittig zum vorgegebenen Gesamtdüsenwert durch Barkas und der 21N1 befeuert den EL308 damit fast zufriedenstellend.

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Fast? Ja. Im Teillastbereich so um die 2000U/min habe ich noch immer ein leichtes und reproduzierbares 4-takteln und das ist nach wie vor ein deutliches Indiz für ein zu fettes Gemisch in diesem (!!!) Drehzahlbereich. Allerdings war mit dem Düsenkit von JWSports an dieser Stelle auch schon fast Schluss. Ich hätte noch die Teillastnadel tiefer hängen können (das werde ich vorm nächsten Düsentausch auch definitiv mal testweise tun), aber der Sprung von einer 100er Hauptdüse auf eine 95iger schien mir dann doch zu heftig, Möglicherweise hilft auch noch eine andere Charakteristik der Teillastnadel, verbaut ist im 21iger wohl eine 09er, aber damit habe ich mich ehrlicherweise bisher nur bei den EL65 und den 16NS1-2 beschäftigt. Allerdings fiel mir bei dieser Thematik das Schmitt-Set in die Hände, was eine sehr feine Abstufung im Zehntelbereich von 34 bis 25 mitbringt. 

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Ein weiteres Set erschien am Leerlaufdüsenhimmel. Durch Paul wurde ich Anfang Juni '23 auf das u.a. von AKF vertriebene Set von Renner Automotive aufmerksam, dass nochmal zwei kleinere Düsen (24 und 22) beinhaltet. So langsam aber sicher werden wohl auch die anderen Tuner und Zulieferer auf diese Problematik aufmerksam. Davon können wir am EL308 nur profitieren. D.h. aktuell wäre jede erdenkliche Gesamtdüsenkombination im benötigten Bereich in Einer- oder besser Zehntelschritten einstellbar und das gibt es in dieser Nuancierung wohl nur im Rennsport. Es ist also tatsächlich für jeden möglich, dort einfach mal Hand anzulegen und seinen Motor nahe am Optimum einzustellen. Wen das leichte 4-takteln im Teillastbereich nicht stört, ist mit einer Bedüsung 25/100 als Grundeinstellung m.M.n. gut beraten.

  • JWSports / Lang-Tuning hat 3 Düsen in der Unterteilung 31, 28 und 25, in langer Bauform (knappe 10,- €) und
  • Schmitt hat 10 Düsen in 1er-Unterteilung von 34 - 25 abwärts, normallange Variante, etwa 17,- €
  • Renner Automative (über AKF-Shop) bietet 4 Düsen in 2er-Abstufung, also von 28, 26, 24 und 22 (für knapp über 7,- €)
  • Ost Ersatzteile (bspw. über ebay), auch wieder 10 Düsen in langer Bauform (ähnlich JWSport) von 34 bis 25
  • usw.

Herr Schäffer erklärt im obigen Video den Unterschied, bzw. den Voteil der längeren Düsen, wobei ich beim EL308 in dieser Hinsicht KEINE Bedenken einer Gemischunterversorgung habe. Nur der Vollständigkeit halber, wird für die Vergaser der MZ 150iger Baureihe das Düsenset von MZA (83 - 115), EAN: 4056144016052 zur Abstimmung angeboten. Das wird wegen der drei in Frage kommenden Hauptdüsen 95/100/105 benötigt (natürlich kann man sich die auch einzeln kaufen). Bspw. die Hauptdüsen von Keihin (M5) passen ebenfalls in den BVF-Vergaser. Damit wäre bei den Hauptdüsen dann noch die relevante Zwischengröße 98 und 102(,5) verfügbar und das setzt der ganzen Abstimmerei dann wirklich die Krone der Vielzahl von Kombinationsmöglichkeiten auf. Bild 2 die 98iger Keihin- und eine 85iger BVF-Düse aus einem 19N1 im direkten Vergleich und montiert im 215er Düsenstock - paßt!

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Wer's nicht macht, dem ist letztlich auch nicht zu helfen. Klar kostet das mal ein paar Euros und ein oder zwei Nachmittage, mehr aber auch nicht und man wird seinen Motor anschließend kaum wiedererkennen. (schaut Euch die Fahrvideos mit dem 21iger BVF an!) Selbst mich begeistert der ET nun mit brauchbarem Vergaser immer wieder auf's Neue und das Grinsen läßt sich kaum verkneifen. Vor allem, wenn ich mit voll beladenem Lehm-Stroh-Mix-Anhänger (etwa 500kg ohne mich) in der Steigung immer wieder anfahre und mich über die Kraft und den Vortrieb und vor allem die direkte Umsetzung meiner Gashebelbefehle freue. Der EL308 hat schließlich 6 PS und nun werden die plötzlich wach und fangen ihre lang vermisste Mitarbeit an... 😎

PS: Beim 19N1 zeichnet sich exakt das selbe Verhalten ab.
PPS: Beim EL65 und dessen Vergaser 16NS1-2 gehe ich nochmal etwas intensiver auf die Teillastnadeln, deren identifikation, etc. ein. Die ganzen
19er und 21iger Vergaser stammen vom 16N1 Grundvergaser von der S50/51 ab und der 16NS1-2 ist lediglich die Spezialvariante für die Drehzahlreglung. Das ist also mehr oder weniger alles untereinander kompatibel und definitiv vergleichbar.

Zur Abwechslung mal noch drei sehr interessante Videos für's Feintuning am Simsonversager, Tipps und Tricks - wirklich spannend.

Gasschieber feilen

Strömungsoptimierung

Umluftschraube einstellen

Mehr interessante Vergaservideos gibts hier.

Gemischtes(t)

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Start 07.09.21 - Ich hatte es weiter oben schon mal erwähnt, das Gemisch entmischt sich wieder. So zumindest die Aussage von einem Mitarbeiter eines bekannten Motorgeräteherstellers aus Schweden. Das ganze wäre wohl nach etwa 28 Tagen soweit, d.h. Kraftstoff und Öl würden sich voneinander trennen. Eine ähnlich lautende Aussage bekam ich unabhängig davon von anderer Seite, hinter der ich allerdings eine reine Verkaufsabsicht von Akylatbenzin vermutete. Es wurde behauptet, das Gemisch würde sich nicht erneut durch Schütteln herstellen lassen. Also startete ich einen Test. Folgender Aufbau: 20l Super, 95 Oktan, E5, vermischt mit 800ml 2-Taktmotorenöl, mineralisch, grüner Farbton (API: TC, Jaso: FB), zusätzlich 100ml Rizinusöl, blassgelber Farbton, ähnlich Lätta-Margarine. Das ergibt ein Mischungsverhältnis von 1:22,5 und das ist die Suppe, die ich im ET üblicherweise verwende. (es reichen 50ml auf 20l) Gemischt hatte ich im Laufe des 06.09.21, davon etwa einen dreiviertel Liter am 07.09.21 in eine Glasflasche abgefüllt, diese verschlossen und in eine dunkle Ecke gestellt... Klick - Licht AUS.

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Bis 31.10.21, exakt 11:30 Uhr passierte bis auf ein paar Mal Licht AN, Licht wieder AUS und einigen Fotos zwischenzeitlich zum unveränderten Zustand seit Testbeginn gar nichts. Am besagten Tag stelle ich eine weitere Flasche mit Mischung, diesmal mit 100ml Rizinusöl und mit ca. ¼l vom ursprünglichen Gemisch aus dem Kanister daneben um zu testen, ob sich denn das Rizinusöl "schnell" entmischt, so wie behauptet wurde. Knips, Licht wieder AUS...

Am 14.01.22 musste ich die Flaschen alle beide woanders hinstellen. Da gab es ein kleines organisatorischen Malheur und ich brauchte den Platz in diesem dunklen Raum... Also Flaschen bewegt und offizielles Testende nach etwas mehr als 18 Wochen verkündet. => Fazit: Alles Lüge, gar nix hatte sich entmischt, schon gar nicht schnell. Weder das ursprüngliche Gemisch vom 07.09.21, noch die dicke Rizinusmischung vom 31.10.21. Also tatsächlich alles nur Verkaufslüge und Geldschneiderei. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass ich den letzten Schluck aus dem Kanister des am 07.09.21 hergestellten Gemisches am 09.03.22, also ½ Jahr später, in den ET-Tank gekippt und in Wärme, Lärm und Vortrieb verwandelt hatte. Auch der Testflascheninhalt  ging hierbei drauf und hatte sich seit 14.01. erwartungsgemäß auch nicht spontan optisch verändert.

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Die dicke Rizinusölmischung steht übrigens noch immer und soviel kann ich Euch jetzt schon (07.08.22) verraten - da hat sich bisher erkennbar auch nix entmischt. Mal gucken, wie das am 31.10.22 nach exakt einem Jahr ausschaut?

Hab ich's doch fast vergessen! Nach ziemlich genau einem Jahr (Sonntag, 06.11.2022, 10:03 Uhr) hat sich an der "dicken Mischung" exakt gar nichts entmischt. Die Flasche steht dort seit 14. Januar definitiv unbewegt auf dem Balken, zwar nicht im Dunkeln wie im Kanister, aber zumindest ohne direkterm Sonnenlicht... Seht selbst

Der 14.01.23 ist auch lange vorbei (12.03.23) und es hat sich nichts entmischt, gar nichts. D.h. die dicke Mischung steht mittlerweile mehr als 1 Jahr tatsächlich unbewegt in der Flasche auf dem Balken.

Die Flasche steht noch immer (August '23) - selbes Ergebnis!