Ende Oktober '21 hatte ich realisiert, dass die BVF 22N2-Nachbauten (wieder) angeboten wurden und hatte mir mal gleich 2 Stk. geordert. Prinzipiell sollten die noch etwas besser passen als die 24iger, da deren Querschnitt (Venturi) etwas kleiner ist. Dadurch erhöht sich die Strömungsgeschwindigkeit im Vergaser und die Motoren sollten m.M.n. besser am Gas hängen. Beim 24N2 war eine gewisse Trägheit beim Beschleunigen aus dem mittleren Drehzahlbereich heraus spürbar, die mit dem Schaumstoffluftfilter nicht auf einen Strömungswiderstand im Ansaugtrakt (wie beim originalen Ölbadluftfilter) zurück zu führen sein konnte. Als ich die ersten 24iger im April '21 gekauft hatte, hatte ich die 22iger noch gar nicht auf meinem Schirm.
...gesagt, getan! Ich hatte mir zwei BVF 22N2-Nachbauten vom Händler bestellt und wie ich die beiden Vergaser auspacke, hatte ich beim Blick in den Vergaser so ein komisches Bauchgefühl...
Der Unterschied zwischen einem 22N2 und einem 24N2 ist neben der Bedüsung (die wir ja sowieso anpassen müssen), der geringere Innendurchmesser des Vergasers. Die erste Ziffer der Typbezeichnung gibt nämlich genau diesen an, also 22mm oder 24mm Duchmesser in Strömungsrichtung. Dummerweise sind die Innenmessschenkel meines Messschiebers nicht lang genug, um an den Klemmflanschen vorbei tief ins innere zu gelangen um dort zu messen. Also hatte ich mir eine 19er Nuss aus dem Werkzeugkasten genommen, die hat zufällig exakt einen Ø von 24mm. Und siehe da - tataaaa - mein Bauchgefühl hat mich (wiedereinmal) nicht betrogen, der neue 22N2 hat 24mm Innendurchmesser und ist absolut identisch mit dem daneben liegendem 24N2, den ich im April diesen Jahres vom gleichen Importeur gekauft hatte. Im Übrigen ist der "22N2" serienmäßig genau so mit einer 35iger Standgas- und 115er Hauptdüse bedüst, wie der 24N2 im Auslieferungszustand. Das paßt im Übrigen auch nicht zum angegebenen Vergasertyp. Das auf dem Vergaser links keine Bezeichnung mehr drauf steht, liegt leider daran, dass dieser Aufdruck (mehr ist das leider nicht) weder uv- noch benzinresistent ist. Ich glaube bei den Originalvergasern ist das mechanisch eingeprägt oder erhaben. Auf der vorhergehenden Seite liegt einer der im April '21 gekauften 24N2 (neu, noch mit Aufdruck) und dem originalen 24N1 zum Vergleich nebeneinander.
Bild 1, 2 und 3: jeweils links der 24N2 vom April diesen Jahres, rechts der neue "22N2", Bild 4 der "22N2" mit Blick von oben auf die saugend passende Nuss. Der einzige Unterschied besteht in der Beschriftung und der Gussform der Schwimmerkammer. Also Fazit, die 2021 angebotenden 22N2 waren 100%ige 24N2. Defakto eine ganz miese Täuschung.
M(k)ein Händler konnte natürlich nichts dafür und hatte mir vereinarungsgemäß einen Teilbetrag erstattet (ich behielt ja die Vergaser) und die restlichen vermeintlichen 22iger aus dem Verkehr genommen. Ich hatte ein paar weitere Händler angeschrieben und gebeten, sie mögen nachmessen, bzw. mir bestätigen, ob die von ihnen angebotenen 22N2 den passenden Innendurchmesser hätten. Auch den Importeur (FEZ Fahrzeugteile GmbH) hatte ich per eMail angeschrieben...
...einer der Händler hatte reagiert und mir den falschen Innendurchmesser bestätigt. Zwischendurch tauchte bei einem Bekannten dieser bisher unverbaute "FEZ22N2", gekauft am 11.04.21 bei einem anderen Händler, auf. Dieser ist ebenfalls mit einem Innendurchmesser von 24mm gesegnet. Eine Reaktion vom Importeur gab es zu der Zeit noch nicht.
Wessen Messschieber ebenfalls zu klein sein sollte, kann ein 20-Centstück versuchen, durch den Vergaser zu werfen. Fällt es durch...! Das 20-Centstück hat 20,3mm Durchmesser. Das mit diesen Vergasern die Betriebserlaubnis jeder 125iger MZ erlischt, der Versicherungsschutz flöten geht und man sich letztendlich in der führerscheinrechtlichen Dunkelgrauzone bewegt, sei nur am Rande erwähnt. Mitte November hatten mir zwischenzeitlich weitere Händler bestätigt, dass auch deren angebotene 22N2 nicht den geforderten Innendurchmesser hatten. Am 12.11.21 hatte ich aufgrund bisher fehlender Reaktion (>14-Tage) ein Telefonat mit FEZ. Außer den üblichen Ausreden, man wüsste von nichts, weil keiner der Händler Reklamationsmeldungen verfasst hätte, ... blablabla, war aus Werdau keine Aussage zu bekommen. Von meinem Händler wusste ich von dessen Reklamation gegenüber FEZ. Er hatte es mir im unmittelbar darauffolgendem Telefonat auch nochmal bestätigt. Mal ganz abgesehen davon, hatte ich FEZ höchstpersönlich per eMail über die Sache informiert. Ganz offensichtlich war die nette Dame am Telefon dahingehend "gebrieft", alles und jeden abzuwimmeln. (aber das war mein rein subjektiver Eindruck)
Am 22.11.21 erhielt ich dann doch nach fast 4 (vier!) Wochen eine eMail von der Chefin von FEZ "zum Bedauern..., einzelner Karton..., falsche Beschriftung..., Retourenschein..., Rücksendung...", eben den üblichen Floskeln und alles in allem keineswegs schlüssig. Ich hatte daraufhin per eMail ganz konkret nachgefragt...
Drei Tage später erhielt ich prompt eine inhaltlich ähnlich dünne eMail, in der auf keine einzige meiner Fragen, wie denn z.B. solche Vergaser überhaupt in Umlauf kommen konnten, oder, wie die erste an mich gerichtete Antwort mit einem bereits im April ausgelieferten Vergaser in Zusammenhang zu bringen sei, beantwortet wurde. Wir erinnern uns, ein "einzelner Karton..." bewirkte, dass keiner der von mir angefragten Händler, Vergaser in der beschriebenen Größe und Typisierung verkaufen konnte. Also das erwartete "Blabla", mit dem nervige Endkunden abgespeist werden und der allgemeine und wenig zielführende Hinweis, dass ich jederzeit beim familieneigenen Unternehmen "AWO Oldtimer GmbH" einkaufen könne. Wie mir bereits in der ersten Antwort bekannt gegeben (???), sei die gesamte Charge der falschen BVF 22N2-Nachbauten aus dem Verkehr genommen worden. Wie wäre eigentlich die "richtige" Beschriftung des Kartons gewesen: "Vergaser 22N2 mit Ø24 - nicht baugleich zur DDR-Ausführung und nicht zugelassen im Bereich der StVZO für gedrosselte 125er" oder wie? 🤔
Interessanterweise hing die erste Antwort im eMailverlauf unten dran und ich hatte auch nochmal mit meinem eigenen Exemplar vom 22.11. verglichen - nein, es wurde weder bekannt gegeben, noch angekündigt, oder überhaupt erwähnt in besagter Nachricht. Ein darauhin beim angepriesenen Familienunternehmen (der werte Herr Sohn ist dort Geschäftsführer) kurzerhand bestellter 22N2 wurde unmittelbar darauf mit der Aussage storniert, dass der letzte Vergaser leider zuuuufällig gerade an jenem Tag das Ladengeschäft mit einem längjährigen und guten Kunden verlassen habe und keine weiteren Vergaser dieses Typs vorrätig seien. Diesem hochgelobten Kunden wurde also wissentlich ein Vergaser verkauft, der nicht den Anforderungen entsprach?! Laut eMail von Frau Lichtenstein-Voss waren die Vergaser zu diesem Zeitpunkt ja bereits aus dem Verkehr gezogen.
Es ist bemerkenswert, mit welcher Dreistigkeit die Geschäftsführung beider Unternehmungen ihre Endkunden nach Strich und Faden belügt. Darüber sollte sich einfach jeder mal unter dem Stichwort: "Kunde ist (war nie) König" Gedanken machen.
...erwartungsgemäß kam weder von Seiten des Versagerimporteurs noch vom familieneigenen Ersatzteilhandel irgendeine weitere Reaktion oder gar Lieferung eines entsprechend maßhaltigen Vergasers. Hier im Bild der Beweis, dass bei einem originalen BVF 22N2 der Innendurchmesser tatsächlich keine 24mm beträgt. Dank Raik, der ebenfalls auf der Suche nach einem solchen Vergaser ist (aber schon einen originalen hat), waren die Bilder möglich.
Wie komme ich eigentlich auf bewusste Täuschung, bzw. einem solchen Vorwurf? Das ist reine Vermutungen und Spekulationen. Tatsache ist, es wurden nachweislich seit 11.04.2021 22N2 Vergaser mit falschem Innendurchmesser unters Volk gebracht. Inwieweit diese Vergaser aus der selben Charge stammen, weiß ich nicht, kann ich auch nicht belegen. Letztlich ist das auch unerheblich. Einige der Ende 2021 immer noch aktiven Angebote beinhalten solche Sätze wie: "Nicht zugelassen für gedrosselte 125er Typen" (gibt es auch andere?) und ähnlich lautende (hier oder bei diesem sogar ganz ohne Herstellerangabe). Also ist doch das Problem bekannt! Ein Vergaser, der "baugleich DDR-Ausführung" nicht für die Motorräder zugelassen ist, für die er konstruiert wurde, ergibt bei bloßer Betrachtung der getätigten Aussagen gar keinen Sinn! Weder vom kaufmännischen Standpunkt, noch vom rechtlichen, noch von sonst irgendeinem Standpunkt aus.
Für die 125iger MZ-Typen waren ausschließlich 22N2-Vergaser vorgesehen, weil bei denen Zylinderkits und Vergaser für die Drosselung nach bundesdeutschem Führerscheinrecht verbaut wurden. Die angebotenen 22N2-Vergaser entsprechen zu 100% der Bedüsung ihrer größeren Baureihe und verlieren clevererweise sogar ihre irreführende Typenbezeichnung bei sachgemäßem (!!!) Gebrauch. (auch deren Beschriftung ist nur aufgedruckt) Spätestens das hätte einer Qualitätskontrolle auffallen müssen! Den Rest kann sich jeder selbst denken.
Rechts im Bild ist solch ein netter Versuch von einem der Händler, die Verantwortlichkeit des Importeurs und sein Wissen um die Problematik (das war im Übrigen einer der Händler, die ich Ende Oktober '21 informiert hatte) auf uns Kunden abzuwälzen, statt sich mit dem Importeur ins Benehmen zu setzen. Weshalb ist denn ein BVF 22N2 "baugleich wie DDR-Ausführung" ... "nicht für die gedrosselten 125iger zugelassen", obwohl doch genau dieser Vergaser - nur dieser Vergaser - für den Motorradtyp zugelassen war?
Interessant ist das Gewicht von 950g zum Vergaser 22N2 im screenshot. Meine Wage ist nun nicht geeicht, aber rund 200g Unterschied (mit Verpackung) zum 22iger mit 24mm Innen-Ø können nur aufgrund von fehlendem Material zustande kommen. Allerdings sind 200g Gewichtsunterschied zwischen einem 22N2 und einem von den äußeren Abmessungen identischen 24N2 sehr unrealistisch. Es stellt sich immer die Frage, wer da wen über den Tisch zieht, seinen Qualitätssicherungs- und Kontrollpflichten nicht nach kommt und ob überhaupt jemals "echte" 22N2 hergestellt wurden. Wirft man mal einen Blick auf die Entwicklung beim Rohstoff Aluminium, stieg der Preis von einer Tonne Rohaluminium vom März/April '20 innerhalb eines Jahres um ca. $ 1000,- auf etwa $ 2500,- pro Tonne! Wann die Charge(n) letztendlich zu welchen Konditionen durch wen produziert wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Allerdings sind solche Betrachtungen durchaus interessant und geben letztendlich auch Anhaltspunkte zum möglichen Motiv und eben der Erkenntnis, das so etwas nicht einfach so aus Versehen passiert und ganz sicher nicht nur "...einen der Kartons..." betrifft. Es stecken Kalkühl, Berechnung und eine unübersehbare Täuschungs- und Verschleierungsabsicht dahinter!
W.z.b.w., Frau Lichtenstein-Voß.
BVF 22N1-4
Zwischenzeitlich fiel mir durch Zufall ein originaler 22iger aus einem Forelle-Außenborder in die Hände. Dank Ø29mm Klemmflansch paßt der direkt auf den Zylinderflansch vom EL308. Da auf dem Wasser kaum Staub in der Luft zu finden ist, verzichten die Bootsmotorvergaser tatsächlich auf Luftfilter, zumal der Vergaser unter der Motorabdeckung sitzt und nicht wie bei einem Motorrad, frei zugänglich ist. Das Blech dient wohl als Prallschutz gegen Fremdkörper (Insekten bspw. sind ein paar Meter vom Ufer entfernt auch kaum noch zu finden), um solche nicht anzusaugen. Mehr zum 125cm³ Forelle-Außenborder mit 7,5PS findet Ihr hier.
Bedüst ist das gute Stück mit 40/90 und macht bis auf ein paar Verharzungen von altem 2-Takt-Mischöl einen sehr vernünftigen Eindruck für sein Alter. Also nach dem obligatorischen Reinigen bekommt der wahrscheinlich erstmal andere Düsen und wenn die knappe Zeit tatsächlich mal Proberunden zuläßt, werde ich den Vergaser auf einen der ET's schrauben. Das kleine Foto rechts nur zum Beweis, dass wir von der Bärliner Vergaser Fabrik im Original nicht verarscht wurden mit falschen Aufdrucken, kartonweise...
In Ermangelung von echten 22igern (den abgebildeten originalen 22N1-4 hatte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht), steigerten sich meine Neugier und Interesse quasi automatisch auf die folgenden → 21N1-11...