BVF 24N2

...zwar besser funktioniert als der K220, aber letztlich doch deutlich zu groß ist, mein Fehler! Die Erklärung dazu weiter unten im Text. Mit dem Originalvergaser am Traktor war und bin ich echt unzufrieden. Er macht seine Arbeit, mal mehr, mal weniger auffällig. Solange der ET relativ gerade steht, ist das alles auch kein Problem. Beim Wechsel der Arbeitsgeräte wird's zum Glücksspiel. Abgesehen mal davon, macht der äußerst träge Vergaser im Anhängerbetrieb keinen Spaß. Ich möchte, dass meine Befehle am Gashebel umgesetzt werden und zwar ohne "Vielleichtüberlegung" und "Gedenkminute".

Beim 1. Testvideo ein aktueller BVF 24N2-Nachbau in Originalbedüsung, allerdings als Montagsmodell mit unpassendem Flansch. Ø 29mm sind eben nicht überall auf diesem Planeten Ø 29mm. Wirklich nur im reinen Testlauf konnte ich den Motor nach vorn und hinten kippen, ohne das es den Vergaser oder die Motordrehzahl irgendwie tangiert hätte. Der Lenker lag mit 10"-Bereifung letztlich in Mittelstellung fast auf einem Mörtelkübel auf und der Motor lief von dieser im realen Betrieb völlig irrwitzigen Vergaserposition absolut unbeeindruckt.


Neuer Versager, neues Glück. Diesmal kein Montagsmodell und gleich auf 130iger Hauptdüse umgedüst - viiieeel zu fett!

Um den Gasschieberweg auf etwa 22mm zu reduzieren, hatte ich mir Paßscheiben besorgt und eine im Deckel des Vergasers unter den O-Ring gelegt. Zu hohe Drehzahlen sind Gift für den 308er.

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Eines war jedenfalls schon von Anfang an unüberseh- und -hörbar. Mit dem 24N2 wird der EL308 zu einem völlig anderen Motor, zeigt sogar so etwas wie Drehfreudigkeit und nimmt spontane Gaswechsel an! Die Hülle des originalen Gasbowdenzuges muss um etwa 2cm gekürzt werden.

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Nach viel Testerei, Umbau des Luftfilters, nebenbei auch noch mit der Suche nach einer passenden Chokelösung beschäftigt, war dann zwischenzeitlich auch mal wegen fehlendem Zündfunken eine ganze Weile game over.

Bei einer meiner "Einkaufstouren" fiel mir noch ein originaler BVF 24N1 mit Direktchoke in die Hände und die Testerei und Einstellerei mit den unterschiedlichsten Bedüsungen und Vergaser- & Luftfilterkonfigurationen zog sich letztendlich das ganze Jahr 2021 hin und ich war tatsächlich der Meinung, mit den BVF24N2-Nachbauten die Vergaseralternative gefunden zu haben...
PS: Im Video kann man schon erahnen, wohin die Problematik geht, auch wenn der Vergaser noch völlig schräg bedüst ist und die ganze Ansaugung noch nicht stimmt. Es braucht eine kleine Ewigkeit, bis der Motor ohne Last (!) überhaupt hoch drehen will...


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Zum Einstellen der Vergaser kann ich dieses MZ-Lehrvideo nur wärmstens empfehlen. Das kann man als Grundlage für die ganzen 24iger und nachfolgenden 22iger Vergaser, letztlich aber auch für alle anderen Nadeldüsen-Vergaser aus dem Hause BVF übertragen. Besser kann man es eigentlich nicht erklären. 

Als ein weiteres Problem neben der trägen Ansaugung stellte sich letztendlich beim 24iger das so genannte Viertakteln heraus, was ja ein Zeichen für Unstimmigkeiten in der Gemischzusammensetzung und -aufbereitung ist. Beim Viertakteln vor allem im mittleren Drehzahlbereich / Teillastbetrieb zündet offenbar nur jeder 2. Takt und es gelangt auf diesem Wege eine nicht unerhebliche Menge unverbranntes Gemisch in den Auspuff. D.h. der Motor läuft dort deutlich zu fett. Weg bekommen hatte ich's beim 24iger nur mit einer viel zu kleinen Gesamtbedüsung mit 31iger Standgas- und 83iger Hauptdüse (114). Damit läuft aber der Motor für meine Begriffe deutlich zu mager und damit zu heiß, was mit ziemlicher Sicherheit zu Hitzeproblemen im Kurbeltrieb führt, vor allem wenn der Motor tatsächlich Leistung abgeben muss.

Bedüsungstabelle © crazybikes.net / Jan Rößler

In Anbetracht dieser Tabelle aus der Literatur zum EL308, hatte ich nochmal komplett umgedüst. Es war ja erkennbar, dass der Motor in den unteren Drehzahlbereichen immer wieder hoffnungslos überfettete und das Viertakteln als Folge davon im Teillastbetrieb reproduzierbar war. Als Ergebnis dessen kam ich auf 25/105 (gesamt 130) und war damit wieder exakt beim ursprünglichen Wert vom K220-0 (45/85). Ganz nebenbei ließ sich der Motor auch über den Gashebel nochmal deutlich besser regulieren und war wieder spürbar spritziger gegenüber der vorhergehenden Bedüsungen. Kraft kommt eben von Kraftstoff! Die Abgasfahne bleibt auch unter voller Belastung leicht sichtbar. Im Standgas vor sich hin tuckernd, nebelt er nicht sinnlos die Gegend blau ein. Kalt, bzw. bis zum Erreichen einer gewissen Betriebstemperatur ist die Abgasfahne natürlich unübersehbar. Aber dafür fahren wir ja Zwotakter! In der nachstehenden Tabelle könnt Ihr mal einen groben Überblick erahnen, was das jedesmal bedeutet. Vergaser aufschrauben, Düsen wechseln, zusammentüddeln, Proberunde drehen und das alles möglichst unter annährend vergleichbaren Bedingungen (Temperatur, Luftfeuchtigkeit, etc.), was natürlich kaum möglich ist, zumal ich das nicht im Labor und auf einem Prüfstand machen konnte.

Hauptdüse

Leerlaufdüse

gesamt

Anmerkungen

130

40

170

ohne Lufi

120

40

160

MZ-Lufi, Widerstand im Ansaugrohr zu groß, viel zu fett

110

40

150

MZ-Lufi, Widerstand im Ansaugrohr zu groß, viel zu fett

100

40

140

ohne Lufi

95

40

135

ohne Lufi

90

40

130

Schaumstoffluftfilter

85

40

125

Schaumstoffluftfilter

90

35

125

Schaumstoffluftfilter

85

35

120

Schaumstoffluftfilter

83

35

118

Schaumstoffluftfilter

83

31

114

Schaumstoffluftfilter, zu mager, viertakteln weg

105

25

130

Schaumstoffluftfilter

Hoch interessant ist der Einfluss der Standgas- oder besser Leerlaufdüse (rechts im Bild) auf die Regulierbarkeit des Motors. Ich meine in Carl Hertwecks Standardwerk "Besser machen, Arbeiten an Motorrädern" vor vielen Jahren gelesen zu haben (und im Zuge dieser Testerei erinnerte ich mich an eine der Aussagen im Buch), dass die Leerlaufdüse kaum Einfluss auf das Ansprechverhalten das Motors hätte. Entweder hatte ich das falsch in Erinnerung, oder der Autor geht in seinem Buch von einem schon grundsätzlich für den Motor vom Werk her abgestimmten Vergaser aus, was im Falle des 24N2 i.V.m. dem EL308 nicht zutrifft. Infolgedessen hatte ich der Leerlaufdüse viel zu lange, viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Hinzu kommt, dass es auch eine ganze Weile gedauert hatte, bis ich kleinere Leerlaufdüsen für die BVF-Vergaser fand. Die einschlägigen Teilehändler bieten fast immer nur 35iger, bzw. 40iger Düsen an und von gefühlt hundert Shops hatte ich letztlich durch Zufall zwei gefunden, die das Düsenset mit den kleineren Leerlaufdüsen überhaupt gelistet hatten, mittlerweile ziehen die anderen wohl langsam nach. Mehr zur Standgasdüse auf der Vergaser-Eingangsseite, aber das habt Ihr sicher schon gelesen. Falls jemand meint, eine 40/90iger Kombination aus Leerlauf- und Hauptdüse wäre vergleichbar mit einer 25/105-Kombi, der irrt gewaltig. "Mächtig gewaltig.", würde Egon Olsen dazu sagen. Probiert es aus - es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Trotz alledem bleibt der 24iger Vergaser für den EL308 ungeeignet.

Weiter geht's beim BVF 22N2...