BVF 19N1-11

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Um das Thema Drosselung beim BVF 21N1 aufzugreifen, hatte ich tatsächlich für einen vertretbaren Preis auf dem Kleinanzeigenportal zugeschlagen und mir für den ET einen gebrauchten 19er Vergaser gekauft. Drosselung - also nochmal für's Fairständnis für alle: Die EL-Motoren bekommen konstruktionsbedingt ein thermisches Problem an den beiden Pleullagern (dem eigentlichen Pleullager zwischen Pleul und Kurbelwelle und dem Kolbenbolzenlager) und bedürfen deshalb a) dem fetten Gemisch von 1:25 und den b) moderaten Drehzahlen bis max. 3500 U/min um die Motoren nicht zu zerstören. (da spielt auch das Konstruktionsprinzip des langhubigen Motors eine Rolle, aber erst bei noch höheren Drehzahlen und entsprechender Kolbengeschwindigkeit) Das ist so und hängt mit der ursprünglichen Konstruktion dieser Motoren für deren Einsatzzwecke zusammen. D.h. diese Motoren waren nie als Fahrzeugmotoren vorgesehen, sondern ausnahmslos für feste Drehzahlen bei 3000 U/min. Wer aus dem EL308 einen Rennmotor machen will, ist hier auf dem falschen Kanal!

Ziel der Drosselung ist es nicht, den Motor sprichwörtlich zu kastrieren und ihm die vorhandene Leistung zu nehmen, sondern vergaserseitig von der Luftmenge bei Vollgas so "einzuengen", dass der Kubikmeter Verbrennungsluft, den der Motor pro Minute ansaugt, gerade noch so durch den Vergaser gezogen werden kann. Dabei ist natürlich im gesamten Drehzahlband das richtige Verhältnis zwischen Luft- und Kraftstoffmenge zu beachten, wie bei allen anderen Vergasern und -querschnitten natürlich auch. Positiver Nebeneffekt einer solchen Drosselung, sollte es tatsächlich mal zu einer Glühzündung kommen, kann der Motor nicht überdrehen. Allerdings sollte man den Motor in solch einem Fall mechanisch abwürgen, bzw. die Luftzufuhr unterbrechen und nicht einfach bloß den Sprithahn zu machen, dann magert er nämlich gefährlich ab und der Kolbenklemmer ist im Grunde vorprogrammiert, bis die Schwimmerkammer leer ist. Nur mal zum darüber Nachdenken und diesen Plan-A im Kopf als to-do-Liste ablegen! Also Luftfilter nur so fest anziehen, dass man den mit kräftigem Ruck vom Vergaser gezogen bekommt und Ansaugquerschnitt zuhalten, dann stirbt der Motor ab. Warum nun nicht per Beilagscheibe im Ansaugkanal zwischen Vergaser und Flansch mit entsprechend kleinem Durchmesser? Ganz einfach - ich will den Motor ja nicht über solch extrem strömungsungünstige Verengung und den hierbei entstehenden Verwirbelungen "zuschnüren", sondern die gerade eben erst gewonnene Drehfreude und Spontanität möglichst beibehalten um das "Drehzahlbändchen" weiterhin voll ausnutzen zu können. Niemand will solch gequälten 125iger Mopedmotor (im Vergleich) am ET haben. Wenn der Gasschieber hierzu im Deckel anschlägt und den kompletten Vergaserquerschnitt freigibt, um so besser. Beim 21iger geht das nicht. Beim 21iger würde der Motor definitiv ins Nirvana drehen! Das war mir selbst mit dem originalen K220 mal passiert. Ich hatte nach dem Starten den Ablasshahn am Kurbelgehäuse vergessen und nach 500m mit dem Anhänger rannte der Motor plötzlich los, als gäbe es kein Morgen mehr. Benzinhahn zu und Deko-Hahn auf - wirkungslos, genau wie das Zuhalten des Luftfilters mit dem fix ausgezogenen T-Shirt. Keine wirkliche Reaktion, er zog ja Luft über den Ablasshahn (was ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste). Der Motor ging glücklicherweise noch aus, als ich den Kerzenstecker zog. Auf die Idee, einfach den 1. Gang einzulegen und mit der ET-Bremse den Motor abzuwürgen, kam ich erst hinterher und ich dachte im ersten Moment, dass der Gasbowdenzug irgendwie hängen würde. Da kann man schon leicht in Panik geraten, wenn sich das Kurbelgehäuse vorm geistigen Auge jeden Augenblick in Einzelteile zerlegt... 😳

Der liebe Paul testet gerade seinen 19er für uns und läßt uns an den Ergebnissen teilhaben. Es sieht wohl so aus, dass sich ein zweiter Vergaser offenbar bereit macht, das unrühmliche Erbe des K220 anzunehmen und dem EL308 vernünftig Beine zu machen scheint. Von Drosselung bisher keine Spur und - ich hatte es beim Thema Leerlaufdüse bereits angedeutet - zeichnet sich ein vergleichbares Bild zum 21N1 und dessen Einstellrichtung ab. Na wer hätte das gedacht.

Aktuell fehlen noch kleinere Leerlaufdüsen. Die bisherigen Abstimmversuche um dem Motor erstmal grundlegende Manieren beizubringen, lassen schon eine Richtung erkennen. Hinzu kamen Anfangs Undichtigkeiten am Testflansch, dass der Motor tatsächlich nur mit Choke lief und gar kein Gas annahm. Aber das erwähnte ich nur, damit Ihr das Verhalten des Motors ggf. auch wegen solcher Nebenkriegsschauplätze im Auge habt. Mit Nebenluft ist definitiv kein Vergaser einzustellen oder ein Motor abzustimmen. Mit dieser Auflistung wird jedenfalls deutlich, dass solch Motor offensichtlich  N I C H T  nur über die Hauptdüsen abzustimmen ist. Bei 35/83 läuft er wohl recht gut, patscht aber im Leerlauf über den Vergaser zurück, was ein deutliches Zeichen für zu fett im unteren Drehzahlbereich ist. Das alles ist wie gesagt nur eine grobe Suche nach einer fahrbaren Grundeinstellung, um bei den anschließend notwendigen Testrunden die individuelle Feineinstellung hinzukriegen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es das AKF-Düsenset richten wird.

Leerlaufdüse

Hauptdüse

Anmerkungen

35

105

nimmt kaum Gas an, knallt aus dem Vergaser, deutlich zu fett (vermutetes Nebenluftproblem)

35

90

läuft nur mit Choke (Problem Nebenluft am Flansch bestätigt)

35

95

Problem Nebenluft behoben, nimmt kaum Gas an, dreht nur sehr zäh hoch (jedoch besser als K220)

35

90

nimmt etwas besser Gas an, aber noch immer nicht zufriedenstellend

35

85

Auslieferungszustand 19N1 - nicht getestet

35

83

nimmt relativ gut Gas an, patscht aber im Leerlauf über den Vergaser

24

100

recht gute Gasannahme, Standgas i.O., runder Motorlauf (siehe Video), zu wenig Sprit

24

100

Teillastnadel in die höchste Position gehängt, hängt nochmals besser am Gas

Hier rechts  nun mal Pauls erstes Video vom Motorlauf mit 19N1, 24/100er Bedüsung, T-Luftfilter der KR51, externer Zündspule und großem Zündchip. Die erste Proberunde durch den Ort hatte Paul, sicher zur Freude seiner Mitbewohner, am Sonntag Abend kurz vor Zehn auch noch gedreht. Ich bin auf's Kerzenbild mit dieser Bedüsung gespannt, möglicherweise reicht das aufgrund des geringeren Querschnittes und dem höheren Unterdruck im 19N1. Welchen Einfluss der T-Luftfilter hat und wie der strömungsgünstig oder -ungünstig wirkt kann ich nicht beurteilen. Klingt für mich anhand des Videos eher als "Bremse" im Ansaugtrakt. Der kleine 50cm³-Motor der Schwalbe ist nicht annährend mit den 300cm³ vom ET vergleichbar. Es hatte auch wieder der "Testflansch" mit Nebenluft gezickt und zwischenzeitlich wohl mal mit einer ordentliche Stichflamme durch den Vergaser auf sich aufmerksam gemacht, zumal der Motor anfangs wohl nur mit Choke lief und überhaupt nur damit Gas annahm. Irgendwann ist dann halt soviel Sprit im Kurbelgehäuse und Brennraum, dass der nicht mehr verbrennen kann (vom Zeitfaktor einer vollständigen Verbrennung / Gemischvolumen / Sättigung), bis durch die Kolbenbewegungen die Überströmkanäle wieder geöffnet werden. Wenn dann frisches Gemisch auf die noch laufende Verbrennung trifft... Huihuihui! Kann ich mir bildlich vorstellen. Ich hoffe der neue Flansch ist bald fertig, dass diese Testkrücke in den Altmetallcontainer verschwindet. Es bleibt spannend...

Die "Testkrücke" (ein wirklich übel zusammengebratener Ansaugflansch) tut's nochmal abgedichtet wohl (leider) noch immer, aber nach Umhängen der Teillastnadel klingt das schon besser, als im Video oben drüber. Der T-Luftfilter von der Schwalbe scheint doch ganz ordentlich zu funktionieren, denn Gasannahme & Co. sind nach Pauls Auskünften sehr sauber und er ist begeistert. So soll es schließlich auch sein. Vorteil des T-Luftfilterkastens, der Motor bekommt die Luft direkt von vorn und der Luftfilter selbst wird nicht vom Rad mit Dreck beschmissen. Das muss ich bei meinen ET's gelegentlich auch noch irgendwie lösen.

Letztlich zeichnet sich tatsächlich ein weiterer BVF-Vergaser für den EL308 ab, um die Motoren auf/in/an fahrbaren Geräten zu nutzen. Davon profitieren nicht nur Eure ET's, auch die DUZ'en und die unendlichen "eisernen Kühe".

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Feuertaufe bestanden. Als Schwertransport läuft Pauls ET nun zumindest und der Motor war auch endlich mal richtig warm, nach mehreren solcher Fuhren. Chick wird er über'n Winter, hat er gesagt - na dann, wir sind gespannt!

Zum Flansch für den 19er hat der Julian einen kleinen Gastbeitrag geschrieben. Den findet Ihr (wegen der Zündspulenproblematik) auf dieser Seite. Selbstverfreilich könnt Ihr die Idee natürlich auch für den 21iger verwenden. Obacht, beim 21iger liegen die 3 Löcher nicht in einer Ebene, das mittlere ist leicht versetzt.

Natürlich gibt es auch noch Vergaser anderer Hersteller. Weiter geht's mit    Amal & Co.